Interview mit Martin Sommer im Workerscast-Podcast

Wer sich mit modernem Handwerk beschäftigt, stößt früher oder später auf den wöchentlichen Podcast von Jörg Mosler. Der Bestsellerautor spricht darin regelmäßig mit UnternehmerInnen sowie ExpertInnen aus der Handwerksbranche. Ob Mitarbeitergewinnung oder Digitalisierung, liefert der kurzweilige WORKERSCAST wertvolle Tipps und Strategien für Betriebe jeder Größe. Wie digitales Onboarding neuer Mitarbeiter, aber auch die Weiterbildung der Belegschaft effizienter gestaltet werden kann, erzählt Martin Sommer, einer der Gründer von eLearningPlus, in dieser Podcast-Folge.

Die gesamte Podcastfolge ist hier abrufbar.

Jörg Mosler: Mein heutiger Gast hat sich eines meiner Lieblingsthemen angenommen. Dabei handelt es sich um die Digitalisierung von Abläufen, die im Rahmen des Onboardings und während der Ausbildung immer wieder stattfinden. Martin Sommer hat mit seinem Unternehmen hierfür eine eigene Lernplattform entwickelt und Lerninhalte erstellt, über die wir heute sprechen. Martin, wie kam es zu dieser Idee? Welchen beruflichen Hintergrund hast du?

Martin Sommer: Ich bin einer der beiden Gründer von eLearningPlus, einer Marke der digi professionals GmbH. Ich habe Informatik studiert, mich aber immer schon für die Lehre, genauer gesagt die Didaktik und Methodik interessiert. Mittlerweile habe ich an der Universität Ulm einen Lehrauftrag für Fachdidaktik. All das hilft mir dabei, die besten Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen auf unserer Plattform zu schaffen. Die Idee kam von einem langjährigen Geschäftspartner und Freund, Felix Saier, Inhaber eines SHK-Betriebes. Vor drei Jahren hat er zu mir gesagt: „Martin, mach mir doch einmal ein E-Learning für den Ausbildungsberuf Anlagenmechaniker. Die Jungs lernen immer langsamer und wir brauchen immer mehr Zeit bei der Ausbildung.“ Damals war ich der Meinung, dass das nicht so einfach geht, und die Idee geriet für einige Zeit wieder in den Hintergrund. Eineinhalb Jahre später haben wir aber angefangen, das umzusetzen, weil die Nachfrage immer größer wurde. Inzwischen erstellen wir für Handwerksbetriebe, die Industrie, aber auch Reinigungsbetriebe und die Hotellerie verschiedene Branchenlösungen im Bereich E-Learning.

Das klingt hervorragend. Konkret fragen sich Inhaber von Handwerksunternehmen, beispielsweise mit 15 Mitarbeitern, Dachdeckern, Zimmerern, Fliesenlegern usw., sicher, wie sie in der Praxis von E-Learning-Lösungen profitieren können. Was würdest du ihnen darauf antworten?

Es spart sehr viel Zeit, Geld und Nerven. In der Regel werden Dinge bei der Einarbeitung und Ausbildung unzählige Male wieder erklärt. Irgendwann macht das keinen Spaß mehr, nach vielen Wiederholungen leidet die Qualität der Erklärungen, und die Mitarbeiter, die erklären und einarbeiten, haben früher oder später keine Lust mehr darauf. E-Learning vereinfacht die Themen Onboarding und Weiterbildung enorm. Wie macht man ein sauberes Pressfitting? Wie installiert man eine Solaranlage? Wie erstellt man ein professionelles Angebot? All das lässt sich einmal digitalisieren und dann immer wieder ausspielen. Sind die Lernvideos zusätzlich interaktiv und auf den Betrieb zugeschnitten, sind die idealen Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen gelegt. Erfahrene Mitarbeiter müssen dann nicht mehr für die Erklärungen, sondern nur noch für Rückmeldungen zum Erlernten bei der Umsetzung in der Praxis eingebunden werden.

Was wären Praxisbeispiele aus eurem Arbeitsalltag dazu, wie viel Zeit eingespart werden kann? Hast du einen kleinen Motivationsschub für die Zuhörer dabei?

Ich sage Interessenten im Beratungsgespräch immer: „Stell dir mal vor, ein neuer Mitarbeiter fängt an und das ist kein Stress. Du musst nichts erklären. Er kommt einfach und nach ein paar Wochen kannst du ihn einsetzen.“ Das ist für viele Unternehmen unvorstellbar, weil sie es so nicht kennen. Ja, das ist jetzt schwarzweiß. Sicher muss man auch bei einem digitalen Ausbildungssystem noch etwas erklären. Aber aus „Ich erkläre 100 % von face-to-face“ wird vielleicht „Ich beantworte noch zu 5 % Fragen“. Das ist einfach etwas anderes.

Wenn ein neuer Mitarbeiter kommt, wird er oder sie ohnehin eingearbeitet. Diese Einarbeitung wird aufgezeichnet (z. B. mit einer Bildschirmaufnahme oder einem Handy). Vielleicht nimmt das 20 % mehr Zeit in Anspruch, weil man das Video noch hochladen und ein paar Fragen dazu erstellen muss. So viel Mehraufwand, wie viele denken, ist es aber tatsächlich nicht. Man muss nur umdenken. Kürzlich haben wir das Onboarding für einen SHK-Betrieb aus Karlsruhe digitalisiert. Als der Kunde ein paar Wochen später eine neue Reinigungskraft eingestellt hat, hat er beim Erklären der neuen Alarmanlage lediglich das Handy mitlaufen lassen und schon war die entsprechende Lerneinheit fertig. Das muss er ab diesem Zeitpunkt nie wieder erklären.

Es ist spannend, wie viele Anwendungsmöglichkeiten es für eure Lernplattform bzw. das Digitalisierungskonzept gibt. Über die Einarbeitung neuer Mitarbeiter haben wir bereits gesprochen. Aber auch für die Ausbildung, die Weiterbildung langjähriger Mitarbeiter, vielleicht sogar für Schulungen zu neuen Produkten kann ich mir den Einsatz vorstellen. Was ist alles möglich? Was habt ihr schon umgesetzt?

Ich unterscheide eigentlich immer die zwei Bereiche Weiterbildung des Stammpersonals und Ausbildung von neuen Mitarbeitern, Quereinsteigern sowie Azubis. Im Handwerksbereich haben wir unter anderem die Ausbildung zum Anlagenmechaniker umgesetzt. Unsere Lernnuggets, so bezeichnen wir ein kurzes Lernvideo, beginnen bei null. Das heißt, zuerst lernen Teilnehmer das Unternehmen kennen, dann die Werkzeuge. Darauf aufbauend werden Installationsthemen wie Pressfittings, Löten oder Einhanfen vermittelt. Dabei ist nicht nur die Theorie wichtig. Über Übungsaufgaben verbinden wir die Online- und die Offlinewelt miteinander. Unter digitaler Begleitung wird später in der Praxis gearbeitet. Durch die Verzahnung, Interaktions- und Gamification-Elemente wird die Lernmotivation der Mitarbeiter gesteigert.

Im Gegensatz dazu muss bei der Weiterbildung bestehenden Personals oft etwas Überzeugungsarbeit geleistet werden. Neben dem stressigen Alltag noch eine Stunde im Lerntool zu verbringen, darauf hat der ein oder andere keine Lust. Deshalb empfehlen wir im Fortbildungsbereich eine Art „Belohnungssystem“. Ein Handwerksbetrieb arbeitet beispielsweise mit Lernpunkten, die in Geschenke eingetauscht werden können. Besonders beliebt ist der Kasten Bier für 20 Lernpunkte. Alles ist möglich. Bei einem Gewürzhersteller gibt es einen Tag frei, wenn das komplette E-Learning in der Freizeit durchgearbeitet wird. Jedes Unternehmen muss hier den eigenen Weg finden. Es gibt aber in jedem Fall zahlreiche Möglichkeiten.

Wie habt ihr verschiedene Sprachen in eurem System eingebaut? In einigen Bereichen kann die deutsche Sprache zumindest zu Beginn eine Herausforderung und damit eine Barriere sein. Gibt es Möglichkeiten, die Videos mit Untertiteln zu versehen, oder bietet ihr eine andere Sprachausgabe?

Das Thema Sprachen hat sich schnell als sehr wichtig herauskristallisiert. Wir hatten einmal einen Kunden, der 20 verschiedene Sprachen benötigte. Aus 100 Videos in der Lernplattform werden hier schnell 2.000, würde man jede Sprache einzeln verfilmen. Wir haben das so gelöst, dass ein Video in der Hauptsprache hinterlegt wird und jede weitere Sprache über Untertitel eingebunden werden kann. Dabei arbeiten wir mit künstlicher Intelligenz, die bereits heute hervorragende Ergebnisse liefert. Kommt morgen ein neuer Mitarbeiter mit einer Nationalität in den Betrieb, die noch nicht vertreten ist, klicke ich in der Lernplattform auf „Sprache ergänzen“ und über Nacht wird die neue Sprache in Form von Untertiteln im Video hinzugefügt. In der Praxis ist es wichtig, dass Mitarbeitern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, mehr Zeit für die Einarbeitung gewährt wird. Die Erfahrung zeigt, dass sie die zwei- bis dreifache Zeit benötigen – das hängt ein klein wenig von der Rolle im Unternehmen ab.

Jörg Mosler: Einige Aspekte der Einarbeitung sind im SHK-Handwerk allgemeingültig. Stellt ihr hierfür fertig Lerninhalte zur Verfügung?

Ja, genau. Wir haben den Heizungs- und Sanitärbereich in zwei Teile gegliedert. Mit dem Heizungsbereich sind wir fast fertig. Ebenso weiten wir das Angebot jetzt grundsätzlich auf Elektriker, Spengler, Rollladenbauer, Gebäudereiniger sowie Fachinformatiker für Systemintegration aus. Die Videos sind interaktiv, das heißt, dass nach 20 Sekunden eine Frage eingeblendet wird, in der das vermittelte Wissen abgefragt wird. Das erhöht die Aufmerksamkeit und den Lernerfolg enorm. Außerdem ist in der Lernplattform zur zusätzlichen Motivation ein Punktesystem integriert.

Wie brecht ihr das jetzt beispielsweise konkret für einen Spengler herunter?

Gemeinsam mit einem Großhändler aus der Gegend haben wir die Inhalte beginnend mit der Werkzeuglehre über die Metallarten bis zu deren Verarbeitung ausgearbeitet. Die Videos setzen kein Wissen voraus. Alles, was auf der Baustelle später gebraucht wird, wird gezeigt und anhand von angeleiteten Übungsaufgaben in der Praxis umgesetzt.

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Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sich die Nutzung einer firmeneigenen Lernplattform für große Betriebe lohnt. Lohnt sich der Ansatz aber auch für kleinere Unternehmen? Oder ist erst eine bestimmte Betriebsgröße nötig, damit das sinnvoll ist?

Digitales Onboarding lohnt sich ab dem ersten Mitarbeiter. Man erklärt es dem ersten Mitarbeiter und nimmt das auf. Dem zweiten Mitarbeiter muss man damit schon viel weniger erklären. Fertige Inhalte lohnen sich eigentlich immer. Wichtig ist, sich genau zu überlegen, wie E-Learning in die Unternehmensprozesse integriert wird. Hier bringen wir gerne unsere Expertise ein. Gerade bei der Ausbildung unterscheiden sich die Vorgaben der Bundesländer stark. Wir passen die Lerninhalte dann Schritt für Schritt an die individuellen Bedürfnisse unserer Kunden an.

E-Learning ist auch interessant, um Wissen älterer Kollegen zu sichern und zwischen den Generationen für einen Wissensaustausch zu sorgen.

Genau. Das ist ein Punkt, der vielen Inhabern nicht bewusst ist. Die Babyboomer gehen in den Ruhestand und sind von heute auf morgen weg. Das gilt ebenso für das Wissen. Das kann für das Unternehmen ein großer Verlust sein, denn gerade informelles Wissen ist sehr wertvoll. Es dauert oft Jahre, das wieder aufzubauen und ist eben auch mit Kosten verbunden.

Wenn ich die Videos nicht selbst erstellen möchte, übernehmt ihr das für mich?

Ja, selbstverständlich. Im Schnitt benötigen wir ein bis zwei Drehtage für eine Rolle im Unternehmen. Die Erstellung von E-Learning wird zudem häufig staatlich gefördert. Je nach Bundesland kann die Förderung sowohl die Beratung als auch die Umsetzung beinhalten und bis zu 50 Prozent betragen.

Wenn du von Kosten sprichst: Wie hoch sind die laufenden Kosten?

Das ist von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich, je nachdem, ob fertige Lerninhalte genutzt oder individuelle Videos auf die Lernplattform hochgeladen werden. Grundsätzlich sind die laufenden Kosten gering im Vergleich zur Zeitersparnis. Heutzutage hat sich das Lernen verändert. Jüngere Generationen lernen anders. Wer den Lernprozess und die Ausbildung auch in Zukunft so gestalten möchte, dass am Ende des Tages etwas „hängen bleibt“, sollte auf digitale Prozesse setzen. Betriebe haben dadurch viele Vorteile. Gerne stehen wir Unternehmen beratend zur Seite. Außerdem bieten wir einen Demotermin an, in dem Interessierte sich einen ersten Eindruck von unserem Tool und der Strategie dahinter verschaffen können.

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  • Vielleicht fragen Sie sich auch, wie Sie überhaupt an geeignete Quereinsteiger kommen.

Antworten auf alle diese Fragen und mehr finden Sie in unserer kostenlosen Informationsbroschüre.

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