Interview im SHK-Profi: Das Potential von digitalen Schulungsplattformen im Handwerk

Wie können Handwerksbetriebe neue Azubis und motivierte Quereinsteiger schnell betriebsintern ausbilden? In diesem Interview aus dem SHK-Profi zeigen wir das Potential von digitalen Lernplattformen auf. Viel Spaß beim Lesen.

SHK-Profi: Was sind Ihrer Meinung nach die größten Fehler beim Onboarding und Einarbeiten neuer Mitarbeiter?

Martin Sommer: Stark vereinfacht geht es um eine einfache Fragestellung: Wer lernt was von wem und wann? Eine der ersten Fragen, die wir in einem Strategieworkshop immer stellen ist: Was muss ein neuer Mitarbeiter wissen oder können? Daraus ergeben sich dann die Lerninhalte. Die zweite Frage ist dann: Wer kann diese Lerninhalte am besten vermitteln? Und die dritte Frage ist: Zu welchem Zeitpunkt werden diese Lerninhalte an den neuen Mitarbeiter ausgespielt? Viele Unternehmen haben hier noch kein klares Konzept für den Einstellungsprozess und lassen dadurch viel Potential auf der Straße liegen. Wer Mitarbeiter effizient und gründlich einarbeitet, hat einen enormen Wettbewerbsvorteil.

Bei Unternehmen, die das allerdings nicht machen, sind die Ergebnisse der Ausbildung, des Onboardings oder der Einarbeitung dagegen oft zufällig. Dahinter steckt nicht selten ein Mangel an Zeit- bzw. Personalressourcen, weshalb die Einarbeitung neuer Mitarbeiter eher „nebenher“ läuft, weil das Tagesgeschäft natürlich Priorität hat. Das wiederum führt oft zu einer Art „Stille-Post-Wissensvermittlung“, wodurch wichtige Fähigkeiten der Mitarbeiter im Lauf der Zeit oft verwässern und wertvolles Know-how einfach verloren geht.

Der Faktor Zeitersparnis ist bei vollen Auftragsbüchern sicherlich überzeugend. Wie lange dauert es denn vom Erstkontakt des Unternehmens mit Ihnen, bis zur fertigen, individuellen Lernplattform?

Insbesondere für kleinere Unternehmen gibt es die Möglichkeit, die Lerninhalte von einem der besten SHK-Betriebe in Baden-Württemberg zu übernehmen. Die Basics sind von Betrieb zu Betrieb oft ähnlich, so dass da bei der Videoproduktion dann der Aufwand etwas reduziert werden kann.

Das macht das System sicherlich zugänglicher für kleinere Betriebe. Warum sind Ihrer Meinung nach interaktive Lernformate für die Wissensvermittlung besser geeignet?

Ich denke, durch Corona haben viele Menschen in Webinaren oder ähnlichen Online-Events selbst die Erfahrung gemacht, dass man als „passiver Zuschauer“ nicht allzu viel an Input mitnimmt. Muss ich aber selbst handeln und aktiv werden, befasse ich mich automatisch intensiver mit einem Thema. Hinzu kommt, dass interaktive Lernformen ein tatsächlicher Ersatz für eine Face-To-Face-Schulung sein können und dadurch automatisch zu einem enormen Sparfaktor beim Ausbilden, Onboarden und Einarbeiten neuer Mitarbeiter werden. Wer dann zusätzlich noch die „Online-Lernwelt“ mit der „Offline-Lernwelt“ verbindet, verfügt über ein unschlagbares Ausbildungssystem.

Hat der Ausbilder oder Vorgesetzte denn eine Möglichkeit, den Lernfortschritt des einzuarbeitenden Mitarbeiters nachzuverfolgen?

Natürlich, das ist ein wichtiges Feature in unserer Lernplattform. Im Lern-Dashboard findet der Ausbildungsleiter immer eine aktuelle Übersicht über den Lernfortschritt der Personen, die gerade eingearbeitet werden. Er hat so also jederzeit einen transparenten Überblick über den Lernfortschritt der neuen Mitarbeiter und kann – bei Bedarf – zusätzlichen Input geben.

Werfen wir einen Blick auf ein sehr aktuelles Thema. Inwieweit kann eine firmeneigene digitale Schulungsplattform im Hinblick auf den Fachkräftemangel im Unternehmen unterstützen?

In Zeiten zunehmenden Fachkräftemangels stellt sich verständlicherweise die Frage, was mir als Unternehmen eine eigene Schulungsplattform nützt, wenn neue Mitarbeiter nur schwer bis gar nicht zu finden sind. Es lohnt sich aber, hier ein bisschen weiter auszuholen und das Thema zu Ende zu denken. Im Moment ist es sicher noch so, dass Unternehmen durch eine clevere Recruiting-Strategie, z. B. über Social Media, neue Mitarbeiter gewinnen und – eine entsprechende Bezahlung vorausgesetzt – auch Fachkräfte von anderen Unternehmen abwerben können. Irgendwann ist dieser Pool an Fachkräften jedoch erschöpft oder solche Gehälter sind nur noch für wenige Unternehmen bezahlbar.

Früher oder später muss also ein Umdenken stattfinden und Firmen müssen beispielsweise Quereinsteiger einstellen und ausbilden. Beim Recruiting stehen dann nicht mehr nur die Qualifikation, sondern vielmehr die Fähigkeiten und Persönlichkeitseigenschaften, die jemand für den Job mitbringen muss, im Vordergrund. Ein Konzept, das in den USA übrigens schon seit Jahren üblich ist. Einem Unternehmen, das diese Einarbeitung jetzt auch noch digitalisiert und standardisiert hat, erschließt sich dadurch ein riesiger Pool an potenziellen Mitarbeitern.

Um den Pool noch zu erweitern, greifen viele Unternehmen auf ausländische Hilfsarbeiter oder zugezogene Quereinsteiger zurück. In diesem Fall können Sprachbarrieren die Einarbeitung erschweren oder sogar gefährden. Ist es möglich die Lerninhalte sowie das System auf Wunsch in anderen Sprachen bereitgestellt zu bekommen?

Ja, das ist überhaupt kein Problem. Alle Lernvideos können leicht mit Untertiteln in allen möglichen Sprachen bereitgestellt werden oder auch leicht in eine andere Sprache übersetzt werden. Das ist tatsächlich ein Feature, das viele unserer Kunden gerne in Anspruch nehmen, da sie teilweise Mitarbeiter aus vier oder fünf verschiedenen Ländern Einarbeiten müssen. Firmen, für die Sprachdefizite bei der Einarbeitung keine Hürde darstellen vergrößern die Anzahle möglicher Kandidaten noch weiter.

Die damit verbundene Möglichkeit der Mitarbeiterakquise kann den Unternehmen in diesen Zeiten sehr weiterhelfen. Bedeutet das, dass der Trend schon jetzt deutlich zu digitalen Onboarding-Prozessen geht?

Das ist eine Strategie, die viele noch nicht „auf dem Radar“ haben, die für die Zukunft aber unumgänglich sein wird, um dem zunehmenden Fachkräftemangel zu begegnen. Ich bin davon überzeugt, dass dabei Themen wie „E-Learning“, „Automatisierung des Onboardings“ und „Systematisierung der Einarbeitung“ – gerade durch die sich zuspitzende Situation auf dem Arbeitsmarkt – immer entscheidender werden.

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Autor Martin Sommer

Über den Autor Martin Sommer


Martin Sommer absolvierte an der Universität Ulm ein Masterstudium in Informatik und ist Gründer von eLearningPlus, einer Marke der digi professionals GmbH. Er verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in der Lehre (u. a. Lehrauftrag für Fachdidaktik an der Universität Ulm).

Aus zahlreichen Kundenprojekten weiß Martin Sommer, wie wichtig die Strukturierung und Reduktion der Lerninhalte ist, um neue Mitarbeiter schnell einarbeiten zu können. Als Technik- und Didaktik-Profi hilft er seit Jahren etablierten Unternehmen im Mittelstand dabei, das Beste aus Ihren Mitarbeitern herauszuholen.

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Antworten auf alle diese Fragen und mehr finden Sie in unserer kostenlosen Informationsbroschüre.

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